SEELE und GEIST
In den Seelen der Kreaturen manifestieren sich die phylogenetisch gesammelten Überlebenserfahrungen einer jeden Spezies, die über emotionale Prozesse an die jeweils lebende Generation vermittelt werden und deren Ontogenese prägen   Der menschliche Geist ist nicht weniger, aber auch nicht mehr, als die sich in einem autopoietischen neuronalen Netzwerk konstituierende Verwaltungsinstanz für die intersubjektiv in den menschlichen Sprachen gebildeten und transgenerational stabilisierten symbolischen Sinn- und Bedeutungskonstruktionen
SEIN und SINN
Es gibt ein Sein, ein reales Universum jenseits der neuronalen Repräsentationen aller mit kognitiven Fähigkeiten ausgestatteten Geschöpfe und der einzigartigen intersubjektiv kreierten symbolischen Repräsentationen bzw. Konstruktionen der menschlichen Spezies.

Dieses reale Universum folgt den Gesetzen und Regeln der kosmischen Genese völlig unabhängig davon, welche "Erkenntnisse" eine jeweilige Spezies durch ihre ganz spezifischen kognitiven "Wahrnehmungsfenster" davon gewinnen kann.

Leben im Sein ist ein autopoietischer, sich selbst erhaltender Vorgang, in dem evolutionär erprobte und bewährte Überlebens-strategien sowie bewährtes Überlebenswissen über emotionale Prozesse an die jeweils lebende Generation vermittelt werden.

Leben im Sein ist immer im Jetzt. Dieses absolute Jetzt des Seins wird nur über die intersubjektiv vereinbarten symbolischen Repräsentationen der menschlichen Spezies in eine virtuelle Zeitdimension hinein transzendiert, in der ebenfalls nur symbolisch rekonstruierte Vergangenheiten und konstruierte Zukünfte entstehen können.

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Die ganze Wirklichkeit liegt nur in mir selbst; es wird ihr allerdings auch außer mir etwas entsprechen, dies ist aber seinem Wesen nach mir völlig unbegreiflich. - Alles was ich als Welt, als äußere Wirklichkeit betrachte, sind nichts weiteres als innere Zustände in mir selbst. Durch die Verbindung derselben mit der Sprache und anderen gemeinsamen Ausdrucksformen werden sie gewisser-massen objektiviert, wird das Sein, das eigentlich nur in uns selbst existiert, nach außen getragen. Die Sprache ist es, die überhaupt das Denken möglich macht; die Ineinssetzung innerer Zustände mit äußeren Formen ist es, was die Gedanken ausmacht, und weil eine ganz bestimmte Art und Verbindung von Gedanken bei einer großen Menschenmenge in Gebrauch ist, nimmt man diese Gedanken ganz als etwas Natürliches hin, über deren eigentlichen Inhalt man sich weiter nicht mehr frägt.

Man erkennt eben nicht, dass alles, was wir als Welt bezeichnen, alle unsere Gedankengänge, auch der Begriff (und der damit verbundene erlebte innere Zustand) des Seins durchweg idealer Natur sind.

Hans C. Syz

GESCHÖPF und PERSON
    Verbergen sich hinter den Begriffen SEIN und SINN zwei ganz unterschiedliche Dimensionen menschlicher Existenz?
    Haben wir es vielleicht mit mindestens zwei unterschiedlichen, sehr komplexen neuronalen Erkenntnis-Systemen zu tun, die in sich geschlossen nur strukturell miteinander gekoppelt sind?
    Gibt es somit relativ unabhängig voneinander, in ein und demselben menschlichen Gehirn, eine körperlich-präsentative Seins-Dimension mit einer phänomenal basierten Kognition und eine sprachlich-repräsentative Bewusstseins-Dimension mit einer sprachlich-symbolisch basierten Kognition?
    Ruht in der einen das, was wir Seele nennen, und in der anderen das, was wir Geist nennen?
    Schließlich: Wie konnten unterschiedliche Dimensionen menschlicher Existenz entstehen und welchen Einfluss üben sie aus auf unsere Stimmungen, unsere Entscheidungen und unser Handeln?

 

Existiert der Mensch somit in zwei unterschiedlichen Dimensionen...
Der Biologisch - Physischen
Der Sprachlich - Symbolischen
Als Lebewesen existieren wir in der biologisch-physischen Dimension und unterliegen den Gesetzmäßigkeiten des realen Universums
 
Als virtuelles Konstrukt existieren wir in der Form einer Person in der sprachlich-symbolischen Dimension und unterliegen den Regeln des phänomenalen Universums sowie den symbolischen Sinnkonstruktionen der von uns Menschen gebildeten sprachlichen Bereiche
...und tritt er damit als Geschöpf und Person in Erscheinung?

Unser Denken und Handeln wird so sehr durch Sprache repräsentiert, dass wir in der Regel nicht mehr zwischen unserer sprachlich konstruierten Identität - unserem Person sein - und unserer physischen Existenz - unserem Geschöpf sein - unterscheiden. Wir sind, wovon und worüber wir sprechen.

Im Sprechenlernen betreten wir darüber hinaus eine Dimension menschlicher Existenz, die wir schnell als real wahrnehmen, obwohl sie nur virtuell, in der Sprache, von uns erschaffen wurde. Nicht mehr das Sein des unmittelbar biologisch-physisch, sondern die Sinnkonstruktionen des sprachlich-virtuell repräsentierten Universums werden zum Leitfaden unserer Suche nach Anschluss, Glück und Erfüllung. Unser Geist, und sein Pendant Verstand, sind die Medien, über die wir uns schließlich überwiegend in der Welt der Sprache orientieren und bewegen.

Wir verlieren dabei leicht den Kontakt zu den Wurzeln unseres Seins. Wir verlernen die Regungen unserer Seelen zu deuten, durch die uns die phylogenetischen Erfahrungen unserer Spezies über Emotionen vermittelt werden. Wir bemerken zu selten, dass wir in unserem sprachlich-virtuellen Bewusstsein auch nur Beobachter unserer biologisch-physischen Existenz, nicht jedoch deren innerer Steuermann sind.

Glücklichsein ist aber ein zutiefst körperlicher Zustand, auf den das Medium Geist aus seiner sprachlich-virtuellen Dimension heraus keinen unmittelbaren Einfluss hat. Wer ihn erreichen möchte, darf sich nicht in deren Sinnkonstrukten verlieren. Wer glücklich sein möchte, muss die Bedingungen kennenlernen, die unsere biologisch-physischen Wurzeln vorgeben.

Das, was wir freien Willen nennen, existiert nur in der sprachlich-symbolischen Dimenson

Der Mensch in der Form seines Personkonstrukts hat einen freien Willen, als Geschöpf aber nicht.

In dem Moment, in dem ein Mensch durch das Erlernen der Sprache in die sprachlich-symbolische Dimension eingeführt wird, sein Personenkonstrukt kennenlernt, es sich als virtuelle Identität aneignet und zu formen beginnt, ist seine biologisch-physische Entwicklung als Geschöpf weitestgehend abgeschlossen. Ganz ohne Sprache hat er die motorische Kontrolle über seinen Körper gewonnen und alle kognitiven und körperlichen Vorgänge beherrschen gelernt, die er für seine Orientierung und sein Überleben in seiner aktuellen Umwelt benötigt. So wie jedes andere Geschöpf entsprechend der Entwicklungsphasen seiner Spezies auch.

Erst mit dem Erlernen der Sprache und dem Begreifen der sprachlich-symbolischen Bedeutungen entsteht dann im mentalen Neuronensystem die Eigenschaft der Person, die wir freien Willen nennen. Auf der sprachlich-symbolischen Ebene werden die Regungen und Handlungen des Körpers in Bezug zu seiner Umwelt in der symbolischen Dimension der Person zugeordnet, die man dort als die eigene konstruiert und konstituiert. Erst in diesem Moment können diese Regungen und Handlungen auch mit den Maßstäben der von den Menschen intersubjektiv gebildeten Sinnkonstruktionen bewertet und beurteilt werden. Und erst dann kann eine rationale Abwägung zwischen unterschiedlichen Handlungsoptionen und eine Entscheidung für eine davon wirklich stattfinden.

Ganz unabhängig davon werden alle körperlichen Vorgänge weiterhin auf der biologisch-physischen Ebene kontrolliert und gesteuert. Das mentale System und der in ihm ruhende Geist können keine Bewegung initiieren und kontrollieren. Der Geist kann nur auf der sprachlich-symbolischen Ebene Entscheidungen treffen, nicht jedoch auf der biologisch-physischen.
Dazu ein Beispiel: Ein Bus nähert sich einer Haltestelle. Ein Mensch und ein Affe befinden sich in der Haltestelle. Affe wie Mensch besitzen die kognitiven und motorischen Fähigkeiten, den Bus physisch zu erkennen, ihn zu besteigen, darin Platz zu nehmen oder auch vorbeifahren zu lassen. Aber nur der Mensch kann als Person in der sprachlich-symbolischen Dimension wissen und erkennen, ob dieser Bus einem Fahrplan und welcher dort festgelegten Route er folgt. Nur er kann somit erkennen, ob dieser Bus das in seinem mentalen Gehirnsystem ebenfalls sprachlich-symbolisch repräsentierte Ziel ansteuern wird.
Der Affe kann das nicht. Er könnte einsteigen, wenn er das aus welchen Gründen auch immer tun wollte, aber was für ein Bus das ist, wohin ihn dieser Bus bringt und was ein Bus überhaupt für ein Fortbewegungsmittel darstellt, eben alles, was sich auf der sprachlich-symbolischen Ebene mit einem Bus verbinden lässt, bleibt ihm unzugänglich. Es fehlt ihm der Geist, das mentale System, das ihm diese sprachlich-symbolische Bedeutungszuweisung der menschlichen Spezies vermitteln könnte.

Der freie Wille ist somit ein Phänomen der sprachlich-symbolischen Dimension. Nur dort können im Rahmen der von der menschlichen Spezies intersubjektiv gebildeten Sinnkonstruktionen Abwägungen getroffen und Entscheidungsimpulse an das seelische und das motorische System gesendet werden. Die körperliche Umsetzung wird dann nach den Regeln und Möglichkeiten durchgeführt, die im dafür zuständigen motorischen, autopoietisch geschlossenen neuronalen Gehirnsystem bestehen. Der Geist kann diese, d.h. auch die Ergebnisse seiner von ihm intendierten und angestoßenen Aktionen, anschließend nur wahrnehmen, beobachten, aus seiner symbolischen Dimension heraus bewerten, zuordnen und gegebenenfalls zu korrigieren versuchen.

 
The illusion of enduring selfhood arises with speech. We acquire a sense of ourselves by our parents speaking to us in infancy; our memories are strung together by many bodily continuities, but also by our names; we contrive shifting histories of ourselves in a fitful interior monologue; we form a conception of having a lifetime ahead of us by using language to construct a variety of possible futures. By using language we have invented a fictive self, which we project into the past and the future - and even beyond the grave. The self we imagine surviving death is a phantom even in life.

John Gray

  Der Verkehr der Menschen untereinander, diese wichtigste Lebensäußerung, wird durch alle möglichen Formen gehemmt, eingeschränkt, veräußerlicht, in einer das tiefste Wesen des Menschen gar nicht erreichenden, ihm widersprechenden Weise geleitet.

Hans C. Syz

Wohlhabend, aber nicht wirklich glücklich
In der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts nahm der gesamtgesellschaftliche Wohlstand gemessen am Einkommen und materiellen Besitz enorm zu. Einzeln wie auch kollektiv konnten sich die Mitglieder vor allem der "westlichen" Gesellschaften immer mehr "leisten", ihren Konsum mithin stark steigern und gleichzeitig Vermögen anhäufen wie noch keine Generation davor. Existenzielle Not, noch wenige Jahrzehnte zurück in vielen Familien eher die Normalität, wurde durch die Absicherungssysteme sowie Transferleistungen der sich bildenden sozialstaatlichen Demokratien weitestgehend eliminiert.
Eines jedoch wollte sich in all diesen Jahren nicht proportional zum Einkommen und Vermögen der Menschen entwickeln: ihr Glücklichsein. Im Happy Planet Index liegen die materiell wohlhabendsten Industrieländer der westlichen Hemisphäre bestenfalls im hinteren Mittelfeld.

Und jetzt werden vor allem wir deutsche insgesamt ohnehin nicht wirklich glückliche Wohlstandsverwöhnte, obwohl noch weit davon entfernt, wieder unmittelbar in existenzielle Not zu geraten, auch noch durch die Veränderungen der Globalisierung ziemlich verunsichert. Denn diejenigen Indikatoren, an denen wir bisher unser persönliches und gesellschaftliches Wohlempfinden gemessen hatten, scheinen zunehmend bedroht: Gesamtgesellschaftlich ist die Qualität der Bildung sowie des Wissens global nicht konkurrenzfähig, Arbeit und Erwerbseinkommen prekär, der demografische Wandel der Gesellschaft akut, die Asymmetrie des relativen materiellen Besitzstandes wieder größer, die Absicherung von Alter und Gesundheit auf Basis der bestehenden Systematik unbezahlbar, die Vermögensbildung und Besitzstandserhaltung in Zeiten sich zuspitzender Staatsverschuldungen und globaler Finanzkrisen ein Unterfangen mit zu vielen Unsicherheitsfaktoren.

Werden wir dadurch wieder weniger glücklich, als wir es ohnedies schon sind?
Warum überhaupt konnte unser Glücklichsein nicht mithalten mit unserem materiellen Wohlstand?
War die reichste Frau der Welt, Christina Onassis, auch die glücklichste Frau der Welt?
Warum macht unbegrenzt mögliches Konsumieren nicht unbegrenzt glücklich?

    Könnte es sein, dass unser doch so intelligenter menschlicher Geist nicht versteht, was uns dauerhaft glücklich macht?
    Könnte es sein, dass unser doch so mächtiger menschlicher Geist wenig, vielleicht sogar überhaupt keinen Einfluss auf unser Glücklichsein hat?
    Wenn nicht unser Geist, was in uns bestimmt dann, wann wir uns glücklich fühlen?
    Ist es das, was wir Seele nennen?
    Aber was ist das, was wir Geist und Seele nennen denn überhaupt?
Wir haben, wie alle Lebewesen, nur ein Gehirn. Wie ist es mithin denkbar, dass in diesem einen Gehirn neuronale Instanzen, die wir Seele und Geist nennen, entstehen konnten? Und warum verstehen sich die beiden nicht so, wie es ihre anatomische Nähe eigentlich vermuten ließe?

Verbergen sich hinter diesen Begriffen etwa unterschiedliche Dimensionen menschlicher Existenz? Wenn ja, wie konnten diese entstehen und welche Rolle spielen Seele und Geist in deren Einwirken auf das menschliche Schicksal?

 
In irgend einem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnen-systemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der Weltgeschichte, aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mussten sterben. Es war auch an der Zeit: denn ob sie schon viel erkannt zu haben, sich brüsteten, waren sie doch zuletzt, zu großer Verdrossenheit, dahinter gekommen, dass sie alles falsch erkannt hatten. Sie starben und fluchten im Sterben der Wahrheit. Das war die Art dieser verzweifelten Tiere, die das Erkennen erfunden hatten.

Friedrich Nietzsche

  Ob Ähnliches schon einmal auf irgend einem Planeten geschehen ist? Dass in Millionen Jahren ein Lebewesen entstand, das an seiner eigenen Tüchtigkeit zugrunde ging? Wir wissen es nicht und werden es nie wissen! - Und dennoch wird das Ende des Menschen ein ganz natürliches, nämlich naturgesetzliches sein. Und so weit hat es der menschliche Geist gebracht, dass er die Vorgänge nachvollziehen und auch voraussehen kann. Die gefühllosen Elemente bleiben letztlich die Herren der Lage auf diesem Planeten. Die Menschen sind Sklaven der Siege geworden, die sie über die Materie und die belebte Natur erfochten haben. Sie irren, wenn sie jetzt die Materie und das Leben zu beherrschen glauben.

Herbert Gruhl

Die Matrix: intrinsische Dynamik der sprachlich-virtuellen Dimension

Die Verselbständigung der sprachlich-virtuellen Dimension und ihre ungeheuerliche Plastizität haben aber noch eine ganz andere Konsequenz für unsere menschliche Existenz. Die virtuellen Bereiche der Sprache, die wir geschaffen haben, entwickelten schon bald nach ihrer initialen Entstehung eine Eigendynamik, die nicht mehr zu stoppen ist. Ursprünglich entstanden, um menschliche Verhaltenskoordination zu verbessern, also um dem Menschen im Überlebenskampf in seiner natürlichen Umwelt einen Vorteil zu verschaffen, haben sie sich inzwischen zu wuchernden Mega-Systemen ausgedehnt, die sich gegen ihren Schöpfer wenden. In der komplexen, systemischen, virtuellen Matrix der Sprache geht der Einzelne ebenso wie auch die Gruppe in den Funktionen auf, die in den Sinnkonstrukten der sprachlichen Dimension ihrer ganz eigenen Logik folgen.

    Wir leben nicht mehr im Einklang mit der Natur, weil wir uns mit dem Erlernen der Sprache vorwiegend über die virtuellen Konstrukte unserer Personen und Funktionen in deren operational geschlossenen systemischen Matrix orientieren und unser Sein darüber definieren.
    Wir verlieren den Kontakt zu unseren Seelen, missdeuten oder missachten deren Regungen, weil wir die Emotionen, über die sie mit uns in Verbindung treten möchten, aus der Perspektive der übermächtigen Sinnkonstruktionen der sprachlichen Dimension für "unsinnig" halten und als wenig hilfreich oder eher störend erleben.
    Wir belassen es bei der Verwunderung, weshalb Einsicht und Begreifen Einzelner das kollektive Bewusstsein nicht mehr erreichen.

Wir glauben, noch alles unter Kontrolle zu haben, aber das könnte auch eine zunehmend gefährliche sprachlich-virtuelle Illusion sein. Wir begreifen nicht, dass wir uns in der sprachlichen Dimension in einem virtuellen Universum bewegen, das sich in seinen Verweisungsstrukturen beliebig weit vom real-existierenden Kosmos entfernen kann. Und während wir dem ohnehin schon monströsen babylonischen Regelwerk weitere symbolische Differenzierungen, Ergänzungen sowie Modifikationen hinzufügen, uns in der Sicherheit der eigenen Machbarkeitsutopien wiegen und über den Sinn und Unsinn unseres Seins und Tuns räsonieren,

    - folgen unsere Seelen ihrer eigenen evolutionären Logik und bekämpfen unsere mangelnde Rücksicht mit emotionalem Stress, der auf Dauer unsere Physis zerstören kann
    - reagiert die biologisch-physische Dimension unseres Planeten mit ihrer ganz eigenen Kybernetik auf die Eingriffe unserer Spezies mit einer brachialen Vehemenz, die auch uns hinwegfegen könnte

Das Weltall und das darin schwebende Sonnensystem wurden nicht für uns geschaffen. Wir sind nur das vorläufige Ergebnis eines unglaublich komplexen Entwicklungsprozesses, in dem wir über ein über Sprache intersubjektiv geschaffenes bewusstes Sein den Gestaltungsspielraum unserer Spezies enorm ausdehnen konnten. Wir sind jetzt allerdings dabei, uns in der symbolischen Dimension unserer sprachlich-virtuellen Existenz zu verirren und verkennen mehr und mehr, dass nicht Sprechblasen, schriftliche Regelwerke und unser in der Sprache konstruiertes Sein, sondern ausschließlich unser Tun und unsere physischen Begegnungen mit unseresgleichen und unserer Umwelt bestimmen, wie unser weiteres Schicksal verläuft.

Im Kontinuum der kosmischen Genese ist unsere Spezies eine Form von Materie wie jede andere, sind Entstehung und Verfall, Auftauchen und Verschwinden, Leben, Überleben und Tod gleichwertige Vorgänge. Unerheblich ist, von was oder wem die Schöpfung oder Zerstörung ausgeht, welche materielle Ausprägung wie viel Raum einnimmt und zeitweise besetzt.

Dass wir uns dessen über Sprache bewusst sind, ändert daran nichts.

Dass unsere sprachlichen Konstrukte unseren physischen Tod überdauern können, nützt uns nichts.

Wenn wir als Spezies nicht mehr sind, wird uns niemand vermissen.

Wherever You Go, There You Are
Jon Kabat-Zinn
Wenn du auch dreitausend Jahre lebtest oder dreißigtausend, so vergiss doch nie, dass keiner ein anderes Leben verliert, als das, welches er wirklich lebt, und kein anderes lebt, als das, welches er wirklich verliert. Das längste Leben läuft also mit dem kürzesten auf eines hinaus. Der gegenwärtige Augenblick ist für alle gleich und der entschwindende sollte es nicht sein? Auch der verlorene erscheint in Wirklichkeit nur wie ein Augenblick, denn weder kann man die Vergangenheit, noch die Zukunft verlieren, denn was man nicht hat, kann man auch nicht verlieren. Folgende beiden Wahrheiten muss man sich also merken: Die eine, dass alles von Ewigkeit her gleich ist und sich im Kreislauf befindet und dass es einerlei ist, ob man dieselben Dinge hundert oder zweihundert Jahre lang oder eine ewige Zeit hindurch beobachtet, die andere, dass der im höchsten Alter Sterbende und der sehr jung Dahingeraffte das gleiche verlieren.

Denn nur den gegenwärtigen Augenblick verlieren sie,
da sie nur diesen allein besitzen;
was man aber nicht besitzt,
kann man auch nicht verlieren.

Marc Aurel

  Es ist also leicht zu begreifen, dass Christus den Formen der ihn umgebenden Wirklichkeit, das heißt den Vorurteilen, Ansichten, Sitten, Institutionen, kurz allem, was seine Zeitgenossen von ihren Vorfahren übernommen und als Realität in ihr Leben eingewoben hatten, mit einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüberstand. Sein Standpunkt lag eben höher als all dies, sein Wirken war in mancher Beziehung eine Überwindung dieser Formen, in ihm lebte (modern ausgedrückt) des Gefühl von der bloß relativen Bedeutung aller Form, die zwar selbst an und für sich berechtigt, ja durchaus nötig ist, aber eben auch eine Beschränkung bedeutet und eine der stärksten Fesseln des Menschen werden kann, wenn sie in irgendeiner ihrer speziellen, einseitigen Ausgestaltungen kurzsichtig als absolute Wirklichkeit aufgefasst wird, obwohl sie sich vielleicht weit vom Wesentlichen verirrt, den Zusammenhang mit dem tieferen Leben verloren hat.

Hans C. Syz

Wer möchte, kann mit auf eine Reise gehen, die durch die Dimensionen menschlicher Existenz führt. Wir versuchen dabei zu erfahren, ob wir es tatsächlich mit zwei sehr unterschiedlichen Erkenntnis-Systemen zu tun haben, die in unserem Gehirn Einfluss auf unsere Stimmungen sowie Entscheidungen nehmen und damit unser Handeln steuern.

Wir versuchen zu ergründen, ab welchem Zeitpunkt die sprachlichen Mega-Systeme unserer Kontrolle entglitten sind und seit wann wir uns in der Illusion wiegen, alles unter Kontrolle zu haben, obwohl wir längst in den Fäden einer Matrix hängen, deren Eigendynamik die Grundlagen unserer natürlichen Umwelt und damit uns selbst zu zerstören droht.
<=== Start der Reise ===>
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